LEIPZIG
ENDLICH WIEDER GANZ VORN DABEI!
Während man unseren Feindbildgenerator neu kalibriert und islamistische Extremisten gegen kriegstreibende Russen austauscht, wird im lieblichen Leipzig Mediengeschichte geschrieben.
Durch das Ende von "Wetten dass....?", dem bedeutendsten deutschen Fernsehbeitrag der Nachkriegszeit, sieht hierzulande niemand geringeres als die Polizei sich berufen, ein Fernseh-Experiment zu wagen, das in Deutschland seinesgleichen sucht. Dabei gehen die Macher im Rahmen ihres Surveillance-Soap Konzeptes derart verwegen, innovativ und einzigartig vor, dass es einen beinahe schaudern lässt.
Nachdem eine ältere, von vier fest
installierten Überwachungskameras gestützte Form des Konzeptes den
ehrgeizigen sächsischen Ordnungshütern nicht ausreichend erfolgreich schien, strebten
sie danach besagtes Konzept zu verbessern. Das Problem war, dass besagte
Kameras offiziell installiert, somit bekannt und dementsprechend damit dazu
angetan waren, überwachte Individuen in ihrer Unterhaltsamkeit zu hemmen. Ein
Umstand, der der Qualität des Programmes kaum förderlich war.
Darum beschloss man im Geiste einer
langen regionalen Überwachungstradition, herrschende Gesetze zu umgehen und darüber
hinaus, um Leipzigs Leben, Lieben und Leiden authentisch und unverfälscht
einfangen zu können, noch einige versteckte Kameras zu installieren. Natürlich
ist derlei rechtlich nicht unbedenklich, geschieht aber doch letztendlich ganz
im Sinne der großen Samstagabendunterhaltung und jenes, durch demokratische
Gegenwartspolitiker sinnfällig erweiterten Ausspruches von Benjamin
Franklin:
"Wer seine Freiheit für seine
Sicherheit aufgibt, wird am Ende schließlich beides verlieren. Was ja aber
vielleicht nicht unbedingt schlecht sein muss."
Natürlich ist derlei rechtlich nicht unbedenklich. Doch all das geschieht letztendlich eingedenk des Endes einer bedeutenden Samstagsabendshow und jenes durch demokratische Gegenwartspolitiker sinnfällig erweiterten Ausspruches von Benjamin Franklin:
"Eine Gesellschaft, die ihre Freiheit aufgibt um Sicherheit zu erlangen, wird am Ende beides verlieren. Was ja aber vielleicht nicht unbedingt schlecht sein muss."
Bezüglich des Beginns der Dreharbeiten gab
es dann bedauerlicherweise noch einige Unstimmigkeiten. Ausgelöst durch
Leipziger Bürger die das polizeiliche Entertainment-Engagement leider nicht zu
schätzen wussten. Diese Spielverderber waren es, die sich, zufällig eine der
drei versteckten Kameras auffindend, nicht nur empörten, sondern darüber
hinaus das ganze schöne Konzept durch Bekanntmachung des Kamerastandortes
beinahe zunichte machten!
Gott sei Dank reagierte der gößte Teil der Leipziger Bürger darauf mit jener trägen Ignorranz, wie sie dem Zerrbild einer Demokratie so förderlich ist, so dass die zwei verbliebenen heimlich installierten Kameras vermutlich nicht gefährdet sind.
Mit etwas Glück werden also auch wir, wenn das Material gesichtet, auf die spannendsten Stellen zusammengeschnitten und die Leipziger Polizei bereit ist, all das mit uns zu teilen, bald an ihrem Pioniergeist teilhaben dürfen.
Bis dahin reicht es, wenn Sie wissen, dass irgendwo in der Stadt zwei versteckte Kameras rund um die Uhr aufzeichnen.
(Und da
besagte Kameras tatsächlich überall stehen könnten, bemühen Sie sich vielleicht
auch in ihrem Schlafzimmer künftig um eine bessere Haltung und etwas mehr
Dialog).
Ich bin mir sicher, dass nicht nur Leipzigs Polizei Ihnen mit Vergnügen dabei zusehen wird...
copyright 2014 christian von aster
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