Montag, Mai 03, 2010

Wir tun, was wir können...

Christian von Aster präsentiert:
garstige Glossen für eine bessere Welt / No. XIV

WIR TUN, WAS WIR KÖNNEN
Eine Serviceglosse in Magenta


Ich bin ja noch bei der Telekom
Wenn ich es recht bedenke, könnte ich niemandem verdenken, wenn er jetzt schon lacht.
Aber ich gehöre zu einer Generation, die ihren Telefonanschluss quasi noch von ihren Eltern geerbt hat. Und die kannten damals ja noch nichts anderes.
Seitdem hat sich natürlich einiges geändert. Aber wenn man genauer hinsieht, scheint der Wechsel von einem Telefonanbieter zum anderen doch kaum mehr, als der verzweifelte Versuch, den Teufel mit dem Beelzebub auszutelefonieren.

Ich bin ja vor allem bei der Telekom geblieben, weil ich auf ihre Erfahrung setzte und davon ausging, dass es dort irgendwie besser ist.
Und tatsächlich: Kunden anderer Anbieter wird lediglich Verarsche zuteil. Die Telekom hingegen bietet Premiumverarsche.
Das aber offenbart sich erst, wenn sie mehr tun muss als Rechnungen schreiben…

Vor einem knappen Jahr plante ich einen Umzug, informierte im Vorfeld die Telekom und erteilte ihr via Internet - wo man heutzutage ja alles machen kann - einen Umzugsauftrag für meinen Anschluss. Es ist übrigens fantastisch anzusehen, von welch variantenreicher Vielzahl von potemkinschen Serviceangeboten die Homepage der Telekom strotzt. Kurz darauf erhielt ich jedenfalls eine Email-Bestätigung, die im Nachhinein nichts anderes ist als Spam, nur weniger unterhaltsam.
Dazu muss man allerdings sagen, dass der Versand einer automatisch generierten Mail anscheinend das einzige ist, was bei der Telekom reibungslos funktioniert.
Eine Woche vor meinem Umzug rief ich - der ich mich nun lange genug an besagter Mail erfreut hatte – schließlich doch mal bei der Telekom an und erfuhr, dass mein Auftrag einem Systemfehler zum Opfer gefallen wäre, man sich aber sofort kümmern würde.
Man kümmerte sich also.
Lange, eingehend, intensiv und ohne sichtbare Erfolge, weshalb ich einen Großteil meiner Tagesfreizeit auf der Telekom Serviceline verbringen und eine Reihe überaus emotionaler Gespräche führen durfte, die sich wie folgt zusammenfassen lassen:
Telekom: „Wir tun, was wir können.“
Ich: „Aber was genau können Sie denn tun?“
Telekom: „Wir können leider nichts tun.“

Nach einigen tristen Wochen, in denen ich und die Telekom uns stetig näherkamen, hatte ich zumindest meinen Festnetzanschluss wieder.
Nur das Internet gönnte man mir nicht, weshalb ich die zarten Bande, die mich mit dem Konzern verbanden, redlich pflegte. Inzwischen hatte ich mich auf einen Kompetenz simulierenden Mitartbeiter eingeschossen, der mir eines Tages am Telefon eine heitere Anekdote erzählte: Nach einem halben Jahr ungelöster Anschlussprobleme hätte er einmal eine Kundin persönlich getroffen und es wäre ein wirklich netter Abend gewesen.
Von dieser Aussicht in bedingt freudige Erregung versetzt, rechnete ich ihm einmal vor, was die innige Beziehung zu besagtem Konzern mich inzwischen gekostet hatte.
Mein Gegenüber zeigte sich verständnisvoll. Und statt mir ein persönliches Treffen bei Kerzenlicht vorzuschlagen, offerierte er mir Gutschriften. Und zwar in einem derart beeindruckenden Ausmaß, dass es mich für den Moment ebenso befriedete wie ein Lolli, den man einem schreienden Kind in den Rachen rammt.

Nach einem dreiviertel Jahr, insgesamt 18 Anrufen und sechs verschiedenen Mitarbeitern der Telekom Serviceline, komme ich zu dem Schluss, dass der Konzern womöglich unter Amnesie leidet. Er könnte allerdings auch darauf setzen, dass Kunden zugunsten freundlicher Gespräche vergessen, was ihnen am Telefon zugesichert wurde oder aber versterben, bevor ihre Gutschriften fällig werden. Wobei es natürlich auch möglich ist, dass die Telekom ihre Gutschriftenpolitik langfristig angelegt hat, und all die vollmundig versprochenen Vergünstigungen schlussendlich meinen Enkeln zuteil werden.

Ich habe jedoch auch noch eine weitere interessante Theorie entwickelt: Nämlich, dass der Konzern unter der Hand eine Singlebörse betreibt.
Singles aus ganz Deutschland zahlen dafür, dass sie in Telekom-Callcentern arbeiten dürfen, wo sie täglich Kontakt mit mehreren hundert unzufriedenen Kunden haben, die sie am Telefon eingehend kennenlernen können, um sich dann gegebenenfalls mit ihnen zu treffen und schlussendlich zu heiraten.
Erst wenn man all diese Dinge genau bedenkt, vermag man zu sagen, was die Deutsche Telekom tatsächlich ist:
Ein Konzern, der Rechnungen schreibt, neben einer geheimen Partnervermittlung einige potemkinsche Callcenter betreibt, darüber hinaus bedingt funktionale Telefonanschlüsse vermietet und einem zuletzt noch eine ganze Menge Ärger bereiten kann, für den er sich fürstlich bezahlen lässt.

Oder um es mit einem der aktuellen Slogans der Telekom zu sagen:

Bewährte Qualität aus einer Hand.

Merken Sie sich diese Hand.
Denn Sie wird Ihnen redlich in die Tasche greifen.
Und sobald Sie ein Problem haben, wird sie Sie ohrfeigen bis wissen was Magenta ist...*


*zugunsten der telekom muss der autor anmerken, dass sie sich nach erhalt dieses textes darauf besann, ihn nicht nur für außerordentlich unterhaltsam zu erachten, sondern dem autor auch eine reale gutschrift in dreistelliger höhe zuteil werden zu lassen





© 2o1o christian von aster
www.vonaster.de

1 Kommentar:

giannina hat gesagt…

aster ich werde dein blog lesen aber nur wenn du meinen altersverschlissenen augen rechnung trägst und aufhörst, weiss auf schwarz zu posten. die zeiten in denen ich das lesen konnte sind lange vorbei ;).
lg
giannina