Sonntag, April 08, 2007

Neulich bei den Thermopylen

oder Asterchen, kommst du ins Kino...

"300". Voila. Ein Film, auf den ich mich zugegebenermaßen sehr lange gefreut habe. Ich bin ein Freund der Graphic Novels von Frank Miller, habe Sin City sehr genossen und wollte mich auch hier redlich vergnügen. In diesem Zusammenhang gestehe ich, ebenso ein Faible für gut inszenierte graphische Gewalt wie auch Sexualität zu haben. Alles in allem, keine schlechten Voraussetzungen, mich mit 300 Spartanern auf den Weg zu machen, um auf dem Thermopylen-Pass einer erdrückenden persischen Übermacht zu trotzen.

Womit wir bei der Handlung wären.

Mitten in der Antike nahert sich ein übermächtiges persisches Heer unter dem perischen Großkönig Xerxes Griechenland, um dieses zu erobern. Obwohl man nicht willens ist, sich ihm zu unterwerfen, sind die Griechen, allen voran die Stadt Athen, aufgrund verschiedener politischer Verwicklungen auch nicht willens, sich dem nahenden Heer in den Weg zu stellen. Auch die Bewohner Spartas bekommen die Gelegenheit sich kampflos zu ergeben, erweisen sich allerdings hierfür als die falscheste Adresse. Leonidas, König von Sparta, bricht mit 300 seiner besten Soldaten auf, um Xerxes in auf dem Thermopylenpass, dessen Enge die persische Übermacht hinfällig werden lässt zu trotzen. Es stoßen noch ein paar versprengte aber motivierte Griechen zu ihnen, und dann geht es los. Der Rest des Filmes ist prächtiges Schlachtengemälde, Heldengesang und eine Geschichte heroischen Scheiterns.

Die Basis des Filmes ist der gleichnamige Comic von Frank Miller, der sich wiederum von realen Begebenheiten inspirieren ließ. (die erste Schlacht bei den Thermopylen (480 v.Chr.)).

Der Zuschauer erlebt in diesem Film also die Umsetzung einer Interpretation einer Interpretation, die jede künstlerische Freiheit lässt. Die Umsetzung dieser Interpretation erfolgt hammermäßig. Visuell und ästhetisch schmettern die Bilder, die direkt an Millers Comic angelehnt sind, den Zuschauer in den Sessel.

Aber wenn man dann das Kino verlässt, beschränkt sich das Kino Erlebnis im nachhinein auf das Gefühl, einen Metal-Song gehört zu haben. Mir persönlich reicht das allerdings nicht.

Andere Kritiker führen im Bezug auf 300 gerne das Adjektiv „faschistoid“ ins Feld Das ist bedauerlicherweise nicht ganz falsch. Der Film bemüht sich nämlich ebenso um die Glorifizierung seiner heroischen Protagonisten wie auch die Degradierung seiner Feinde. Bei denen handelt es sich überwiegend um Krüppel, Mutanten und kleine und maßlos unterlegene Vertreter nahöstlicher Kulturen, so dass das Ganze zu einem großen Krüppelklatschen verkommt. Freunde des Filmes führen gerne den Aspekt der historischen Korrektheit ins Feld, der über dem der vermeintlichen politischen Inkorrektheit stehen müsste. Ja, die Spartaner waren ein Volk von Übersoldaten, die dies fraglos in Ethos und Handeln gezeigt und empfunden haben. Die Schlacht bei den Thermopylen sah zwar ein klein wenig anders aus, denn auf der Seite der Spartaner kämpften insgesamt 4.000 Griechen, aber das persische Mutantenstadl sollte den Historikern unter den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. Obwohl dieser Aspekt ohnehin hinfällig ist, da es sich um eine Umsetzung einer Interpretation aus zweiter Hand handelt.

Eine solche hat gewöhnlich keinen moralischen Anspruch, was aber im Gegenwartskontext etwas problematisch ist.

Jede große Fantasy Saga, von Conan bis zum Herrn der Ringe hat moralische Aspekte. Und das zurecht. Selbst der etwas überpathetische „Kingdom of Heaven“ billigte den Gegnern seiner so rechtschaffenen Heere Qualitäten zu. „300“ nicht. Es ist eine Metzel Soap in der Gut und Böse so klar zu unterscheiden sind, dass es weh tut. Daran tut auch das bisschen Alibi-Hanldung und historischer Eiertanz keinen Abbruch.

Ich bin mit Sicherheit kein moralischer Mensch, aber es gibt Filme, die bei mir einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Gerade wenn andere sie gerne als bloße Unterhaltung abtun. Nichts was die Massen erreicht ist bloße Unterhaltung. (Angefangen hat diese Erkenntnis übrigens bei „The Devil's Rejects“, der eigentlich ein richtig gut gemachter Horrorfilm ist)

Ergo ist das „300“ schlussendlich erwartungsgemäß spartanisch. In jeder Hinsicht, abgesehen von der graphischen.

Wer sich diesen Manowar-Breitwand Exzess gönnen möchte, dem sei er vergönnt, er soll aber eben nicht mehr als grandiose Bilder und unfehlbare Heldenstereotypen erwarten.

(Und ein paar wenige zugegebenermaßen großartige Dialoge, inmitten der heroischen Platitüden.)


1 Kommentar:

unwesen hat gesagt…

Ich habe den Film ganz anders empfunden. Sicher, die faschistoiden Merkmale sind anzufinden. Sicher, die Bilder sind ganz gut gezeichnet.

Was mich derart stoert, dass ich den Rest gar nicht mehr wahrnehme ist, dass der Film keine Pausen oder ruhige Momente aufweist. Den ganzen Film ueber werden die Bilder mit 100 Dezibel reingepruegelt (um mal beim Musik-Bild zu bleiben), so dass selbst der Akt, einen Apfel zu verspeisen, eine dramatische Pose vor Sonnenunterganggefaerbtem Himmel verlangt.

Mal ehrlich: wer ein derart fundamentales Prinzip der Dramaturgie nicht beherrscht (Stille!), der duerfte keine Filme machen. Auch keine, die Miller verfilmen.