Dienstag, Oktober 13, 2009

VON DER BESONDEREN BEDEUTUNG DER MEINUNGSFREIHEIT IN KRISENZEITEN

ZWISCHEN NEUSPRECH UND NIXDENK



Die Wirtschaftskrise hält uns in unerbittlichem Würgegriff.
Und noch hat leider keiner eine Möglichkeit gefunden, das Ganze den Terroristen in die Schuhe zu schieben.
Aber selbst ohne Al Qaida ist das Thema so populär, dass jeder dazu eine Meinung hat irgendwie.
Sogar ich.
Ich ahne beispielsweise, wer, wenn irgend jemand Konjunkturpakete schnürt, am Ende das Porto zahlen wird.
Außerdem bin ich der Meinung, dass man jemandem seinen Gürtel nicht wegnehmen sollte, wenn man möchte, dass er ihn enger schnallt.
Aber besagte Krise ist ja nicht unser einziges Problem. Es gibt so vieles, zu dem man gegenwärtig eine Meinung haben kann.
Zum Beispiel der Terror, der durch die hochinfektiöse Paranoidose Schäublensis Deutschland nach und nach zu einem einzigen Terrortrainingscamp mutieren lässt.
Aber man warnt uns zurecht: Als nächstes wollen diese Teroristen nämlich das Weiße Haus sprengen, haben die Amerikaner herausgefunden.
Natürlich wollen sie das. Und aus Blei Gold machen wollen sie auch.
Und damit ist beim besten Willen nicht zu spaßen...
Obwohl die Terrormischpoke es ja auch nur noch auf die Titelblätter schafft, wenn mal wieder ein Bin Laden Double einen Bartstrip einstudiert hat.
Aber Allah sei Dank, kann man ja nicht nur Terroristen überwachen:
Gleich nach denen kommen nämlich Angestellte.
Die großangelegten Überwachungsskandale sind allerdings auch schon wieder vergessen. Lidl legte mit Hilfe der Bildzeitung eine kleine Canossa-Bildstrecke zurück, und Telekom und Bahn Skandale sind bereits in aller Vergessen geraten, wobei ihr Nachbeben jeodch zumindest noch den König der Schaffner, den Schienensauron Mehdorn vom Bahnsitz gefegt hat.
Nichtsdestotrotz hat besagter Minister Schäuble, dessen schützende Hand damoklesschwertgleich allzeit über unseren Häuptern hängt, im Zuge dieser bedauerlichen Einzelfälle eine Sondersitzung einberufen. Deren zentrales Ergebnis war die Feststellung, dass Gesetze zum Schutz der Arbeitnehmer so schnell nicht zu schaffen sein werden.
Eine Information,welche die Titelblätter nur knapp verfehlte.
Vor allem weil sie harte Konkurrenz in der Welt der bedeutsamen Informationen hat.
Und das hat wieder etwas mit Meinungsfreiheit zu tun.
Wobei der Gedanke der Arbeitnehmerüberwachung natürlich vollkommen richtig ist. Überwachung schafft Sicherheit. Die Damen bei Lidl könnten schließlich nicht nur Pfandbons stehlen, sondern die Erlöse derselben auch auf Al Qaida Konten überweisen.
Gottseidank verhindert das jemand.
Ja, ob Sie es glauben oder nicht, ich bin für Mitarbeiterüberwachungsstandards.
Vor allem da ja Minister Schäuble im Sinne der Demokratie ja quasi mein Angestellter ist.
In diesem Zusammenhang wäre es sicher ratsam, mal seinen Hausmüll zu durchsuchen, seine Mails zu lesen, ein wenig sein Telefon abzuhören und zu schauen was er mit seinen Pfandbons anstellt.
Nur dass er nicht am Ende etwas tut, dass dem Unternehmen Deutschland schadet...
Die meisten Leute bewegen jedoch andere Sachen.
Obwohl ein Michael Jackson Comeback mir persönlich eines der unglaubwürdigsten Ablenkungsmannöver überhaupt scheint...
Doch auch hier sein noch einmal auf die Bedeutung der Meinungsfreiheit hingewiesen.
Zu allem kann man schließlich eine Meinung haben.
Wobei der gute George Bernard Shaw schon ganz treffend bemerkte: „Geben Sie sich niemals mit einer einzige Meinung zufrieden.“. Und tatsächlich empfinde ich eine Mehrfachmeinung ungleich sinniger als gar keine.
Obwohl so viel Meinung dann doch schon wieder etwas bisschen viel ist. Aus diesem Grund wäre doch einfach mal eine kleine Internetzensur angebracht. Und weil man aber das Terrorlabel nicht überall draufkleben kann, jagt man hier eine andere Sau durchs schaudernde Dorf. Und das Kettenrasseln des kinderpornogaphischen Schreckgespenstes ist so markerschütternd, dass kaum einer wagt, darüber nachzudenken, was Internetzensur eigentlich bedeutet.
In Australien ist etwa kürzlich eine Liste von Seiten an die Öffentlichkeit gelangt, die die Regierung dort zu zensieren gedenkt. Erstaunlicherweise hat ein großer Prozentsatz derselben nicht einmal entfernt etwas mit Kinderpornographie zu tun.
Aber das ist sicher nur ein Zufall.
Schließlich wollen doch alle nur die Welt zu einem besseren Ort machen.
Dafür haben die Amerikaner sogar ihren Präsidenten schwarz angemalt.
Die Welt ist in Bewegung.
Und Deutschland genießt seine Meinungsfreiheit und vegetiert zwischen Abwrackprämie und Komasaufen.
Für den Erhalt dieser Meinungsfreiheit tun sogar die Mächtigen unserer zeit was sie können:
Bildung schrumpfen, Ängste schüren und den Inhalt von Massenmedien pervertieren.
Und das mit Erfolg: vielerorts macht man sich durch die Verwendung grammatikalisch korrekter Sätze schon verdächtig. Woanders sind selbst die Arbeitslosen so verängstigt, dass sie fürchten ihren Job zu verlieren und zuletzt wäre die Umschreibung des gängigen Fernsehprogramms als Sondermülldeponie eine unrealistische Schönwerbung.
All das Bemühen um meinungsfreiheit trägt prächtige Früchte, wie man kürzlich auch an der einer Aussage von Dayana Mendoza, ihres Zeichens Miss Universum, sehen konnte. Gemeinsam mit einer Kollegin hatte diese das Gefangenenlager Guantanamo besucht und schrieb darüber in ihrem Blog: „Guantanamo ist ja sooo lustig“.
Dank der investigativen Arbeit der schönsten Frau der Welt erfahren wir:
Die Welt hat Guantanamo verkannt.
Denn in Wirklichkeit ist das Lager eine riesige Hüpfburg und zu jeder vollen Stunde erscheint Buffy der Clown..
Es geht doch nichts über eine geschulte differenzierte Wahrnehmung.
Und eben diese lässt sich lernen: Lasst uns Bildung und Information entsagen, Angst haben und fernsehen. Und bald sind wir die besten Bürger, die ein Staat sich wünschen kann:
allesamt 100% meinungsfrei.

© christian von aster - www.vonaster.de

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