Donnerstag, Mai 15, 2014

Surveillance Soap 2.0 - anders, authentisch, innovativ


LEIPZIG
ENDLICH WIEDER GANZ VORN DABEI!


Während man unseren Feindbildgenerator neu kalibriert und  islamistische Extremisten gegen kriegstreibende Russen austauscht, wird im lieblichen Leipzig Mediengeschichte geschrieben. 
Durch das Ende von "Wetten dass....?", dem bedeutendsten deutschen Fernsehbeitrag der Nachkriegszeit, sieht hierzulande niemand geringeres als die Polizei sich berufen, ein Fernseh-Experiment zu wagen, das in Deutschland seinesgleichen sucht. Dabei gehen die Macher im Rahmen ihres Surveillance-Soap Konzeptes derart verwegen, innovativ und einzigartig vor, dass es einen beinahe schaudern lässt. 
Nachdem eine ältere, von vier fest installierten Überwachungskameras gestützte Form des Konzeptes den ehrgeizigen sächsischen Ordnungshütern nicht ausreichend erfolgreich schien, strebten sie danach besagtes Konzept zu verbessern. Das Problem war, dass besagte Kameras offiziell installiert, somit bekannt und dementsprechend damit dazu angetan waren, überwachte Individuen in ihrer Unterhaltsamkeit zu hemmen. Ein Umstand, der der Qualität des Programmes kaum förderlich war.

Darum beschloss man im Geiste einer langen regionalen Überwachungstradition, herrschende Gesetze zu umgehen und darüber hinaus, um Leipzigs Leben, Lieben und Leiden authentisch und unverfälscht einfangen zu können, noch einige versteckte Kameras zu installieren. Natürlich ist derlei rechtlich nicht unbedenklich, geschieht aber doch letztendlich ganz im Sinne der großen Samstagabendunterhaltung und jenes, durch demokratische Gegenwartspolitiker sinnfällig erweiterten Ausspruches von Benjamin Franklin: 
"Wer seine Freiheit für seine Sicherheit aufgibt, wird am Ende schließlich beides verlieren. Was ja aber vielleicht nicht unbedingt schlecht sein muss."
Natürlich ist derlei rechtlich nicht unbedenklich. Doch all das geschieht letztendlich eingedenk des Endes einer bedeutenden Samstagsabendshow und jenes  durch demokratische Gegenwartspolitiker sinnfällig erweiterten Ausspruches von Benjamin Franklin: 
"Eine Gesellschaft, die ihre Freiheit aufgibt um Sicherheit zu erlangen, wird am Ende beides verlieren. Was ja aber vielleicht nicht unbedingt schlecht sein muss."

Bezüglich des Beginns der Dreharbeiten gab es dann bedauerlicherweise noch einige Unstimmigkeiten. Ausgelöst durch Leipziger Bürger die das polizeiliche Entertainment-Engagement leider nicht zu schätzen wussten. Diese Spielverderber waren es, die sich, zufällig eine der drei versteckten Kameras auffindend, nicht nur  empörten, sondern darüber hinaus das ganze schöne Konzept durch Bekanntmachung des Kamerastandortes beinahe zunichte machten! 

Gott sei Dank reagierte der gößte Teil der Leipziger Bürger darauf mit jener trägen Ignorranz, wie sie dem Zerrbild einer Demokratie so förderlich ist, so dass die zwei verbliebenen heimlich installierten Kameras  vermutlich nicht gefährdet sind. 

Mit etwas Glück werden also auch wir, wenn das Material gesichtet, auf die spannendsten Stellen zusammengeschnitten und die Leipziger Polizei bereit ist, all das mit uns zu teilen, bald an ihrem Pioniergeist  teilhaben dürfen.
Bis dahin reicht es, wenn Sie wissen, dass irgendwo in der Stadt zwei versteckte Kameras rund um die Uhr aufzeichnen. 

(Und da besagte Kameras tatsächlich überall stehen könnten, bemühen Sie sich vielleicht auch in ihrem Schlafzimmer künftig um eine bessere Haltung und etwas mehr Dialog).

Ich bin mir sicher, dass nicht nur Leipzigs Polizei Ihnen mit Vergnügen dabei zusehen wird...


copyright 2014 christian von aster