Montag, November 20, 2006

Tollkühn trotzig tränentalwärts


Hast in Stendal du gelesen,
bist in der Hölle du gewesen.

Dies ist das völlig unpathetische und vollauf objektive Urteil eines weitgereisten Bohemiens, der sich am Rande der Zivilisation mit dem vollkommenen Nichts konfrontiert sah.
Obwohl, unweit des schwarzen Lochs, in dem jede Kultur sich in fahlen Dunst verwandelt, gab es ein hübsches kleines Museum. Das war fein. Vor allem der Teil, der für Kinder war. Antike Vasen puzzeln, unter die Asche von Pompeji kriechen und haptische Erlebnisse verschiedener Art.
Ich jedenfalls empfehle die Krabbelröhren.
Ein wahrer Jungbrunnen. (Wer jemanden zum Knutschen dabei hat, sollte zu zweit krabbeln!)
Draußen im Garten hatten die Kollegen dann noch ein trojanisches Pferd stehen, mit dem sie es ins Guiness Buch geschafft haben. Aber nur, weil die Mähre einen Irokesenschnitt hat, der über 80 cm hoch ist. Ungelogen. Sonst wär' es Essig gewesen mit Rekord.
Oben im Pferd ist übrigens eine Luke, durch die man rausschauen kann. Direkt auf den Pool einer Dame, die im Sommer gerne nackt badet. Naja, schlechtes Timing. Die Dame hat jedenfalls eigentlich eine Mauer gebaut, damit ihr niemand zusehen kann. Allerdings bevor das Pferd stand... Ich muss nicht extra erwähnen, dass das Gericht sich damit befasst.

Ansonsten empfehle ich für die Karrieristen unter den Literaten in Stendal eine Lesung von Bauernregeln im Rahmen einer Spiegelei und Kornverkostung abzuhalten.
Davon ab war mein Publikum durchgehend nett, aber ebenso durchgehend nicht ortsansässig.

Zuletzt noch ein wenig Allgemeinbildung. Die Etymologie des Begriffes Tragödie. Hat mich sehr gerockt: Tragos (griech. Ziegenbock) Ode (griech. Gesang). Die hehre Kunst der Tragödie ist ergo eine Kunst der Bocksgesänge...

Und dann noch eine Warnung: Museumsshops sind von Unvernünftigen Menschen mit geringem Einkommen in Kombination mit Allgemeinbildungsfetischismus dringend zu meiden.

Hört auf einen, der nun Dinge besitzt,
von denen er bis neulich nicht einmal wusste, dass es sie gibt...
es grüßt bocksgesangigst
A.

Donnerstag, November 02, 2006

geheimnisvolle Glückskekse und passierte Preise

Sodele,
Kabarettpreis ist abgeholt, Zufriedenheit stellt sich ein. Inzwischen sind es Preise für Schreiben, Bühne und Film, wobei mir ständig Leute erzählen wollen, dass ich es anders machen soll. Irgendwas scheint jedenfalls doch stimmen...
Darum drehe ich nächste Jahr auch einen 90Minüter. Punktum.
Davon ab hatte ich kürzlich den bizarrsten Glückskeks meines Lebens. Der Zettel verriet mir in orakelhafter Manier: MAN WIRD EIN GETRÄNK NACH IHNEN BENENNEN.
Ich muss mal die Barleute in meinem Bekanntenkreis ansprechen. Lecker dürfte es nicht werden, aber dafür heftig.
Schlussendlich habe ich den zweiten Teil von Meister Li gelesen. DER STEIN DES HIMMELS. Ist anders als der erste, aber dennoch groß. Vergnügt bizarr chinesisch mystisch. Rockt.
Der Empfänger des ersten bekommt jetzt auch den zweiten Teil, dafür nehme ich ihm den ersten wieder weg, gebe ihn jemand anders, von dem ich mir wiederum ein anderes Buch erbitte, dass ich ihm einst überließ. Literatur hat etwas so organisches, wenn sie in der Welt herumkommt...
Zuletzt teile ich mit den geschätzten Lesern meine kürzlich errungene Erkenntnis, einer der verborgenen acht Meister des Arsch-Fu zu sein.
BANZAI!